Eine Liedpredigt zum Lied von Uwe Seidel/Thomas Quast
„Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst: Niemand ist da.“
Konkret ist es eine Predigt aus Anlass der Vorstellung der neuen KonfirmandInnen, die zugleich jedoch alle Lebensalter im Blick hat.
„Keinen Tag soll es geben, …..“
Das ist eines unserer neueren Kirchenlieder, das sich gerade auch bei Jugendlichen sehr großer Beliebtheit erfreut.
Aber nicht nur deshalb habe ich es für Euch ausgesucht als das Lied, mit dem Ihr Euch unserer Gemeinde als die neuen KonfirmandInnen vorstellt.
Dieses Lied enthält vielmehr eine Fülle von Gedanken, die mir helfen, Euch gleich zu Beginn noch einmal deutlich zu machen, worum es uns inhaltlich im Konfirmandenunterricht letztlich gehen wird.
Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst: „Niemand ist da.“ Dass ihr verstehen und darauf vertrauen lernt: Egal, was sich auch immer in eurem Leben ereignen mag, ihr seid nie allein.
Einmal, weil es da einen in eurem Leben gibt, von dem ihr tatsächlich immer neu wie zu Beginn dieses Gottesdienstes sagen könnt: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir. Dein Stecken und Stab trösten mich.“ Einer, der euch lieb hat, so, wie ihr seid, mit euren Gaben und mit euren Macken, mit euren Stärken und mit euren Schwächen, mit euren Licht- und mit euren Schattenseiten. Einer, der von euch nichts anderes will als dass ihr auch ihn wiederum lieb habt, ihm vertraut und seinen Weisungen Folge leistet, und das nicht aus Angst vor ihm, sondern aus liebevollem Vertrauen zu ihm. Einer, der uns zusagt: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir.“ Aber uns dann zugleich auch auffordert: „Weiche nicht, denn ich bin dein Gott.“ Die Erinnerung daran: Es ist nicht Gott, der von uns weicht, sondern wir sind es, die von ihm weichen. Oder anders gesagt: Wenn wir eine Distanz zu Gott spüren, dann nicht deshalb, weil er sich von uns zurückgezogen hätte, sondern weil wir uns von ihm entfernt haben. Er, so sein Versprechen, bleibt selbst dann verlässlich an unserer Seite. Deshalb zum einen:
Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst: „Niemand ist da.“
Und zum anderen seid ihr nie allein, weil ihr durch eure Taufe zugleich Teil der weltweiten Gemeinschaft all der Menschen geworden seid, die dieser Glaube an den in ihrem Leben gegenwärtigen Gott, die dieses Gottvertrauen miteinander verbindet und dann eben auch die Liebe, die sie von ihm täglich neu empfangen und nach seinem Willen aneinander, an ihre Mitmenschen weitergeben sollen.
Also dass wir füreinander da sind, so füreinander da sind, dass im Idealfall niemand mehr sagen muss: „Niemand ist da.“
Und dann wird in diesem Lied darauf hingewiesen, was wir Menschen dringend zum Leben brauchen:
Menschen, die uns die Hände reichen, sei es, um zu führen, zu stützen oder zu leiten, oder sei es zum Zeichen der Versöhnung oder der Verbundenheit.
Menschen, die mit uns Wege gehen, damit niemand einsam seinen Weg, seinen Lebensweg zurücklegen muss.
Menschen, die uns mit Kraft erfüllen, indem sie uns moralisch aufbauen, ermutigen, zuversichtlich machen, die uns Kraft geben, damit wir wieder etwas wagen.
Menschen, die in uns die Hoffnung stärken und dadurch bei uns Resignation und Enttäuschung vertreiben.
Menschen, die uns mit Geist beseelen, die dafür sorgen, dass bei uns wieder ein guter Geist herrscht in unseren Beziehungen oder in unserem Umgang miteinander, oder eben dass gerade auch unser seelisches Befinden Beachtung findet.
Menschen, die uns das Leben wieder neu schenken, indem sie uns trösten in unserer Trauer, in unseren Ängsten, in unserem Versagen.
Das ist es, was wir für uns selbst brauchen und was wir uns zugleich auch gegenseitig geben können.
Was uns dazu hilft?
Der Friede Gottes, den er mit uns geschlossen hat, dieser Friede Gottes, der über unser Verständnis hinaus geht, uns aber zugleich mit Ruhe, Gelassenheit und innerer Sicherheit erfüllt.
Ein wacher Verstand: Glaube hat nichts mit Gefühlsduselei zu tun oder gar damit, was immer wieder fälschlicherweise behauptet wird, dass wir, um „richtig“ glauben zu können, unseren Verstand ausschalten müssten. Ganz im Gegenteil: Gott hat uns einen Verstand gegeben, damit wir ihn benützen – auch und gerade in Fragen des Glaubens.
Große Hoffnung: Wer sich so von Gott getragen und gehalten weiß, kann zuversichtlich nach vorne blicken und seine Zukunft wagen.
Starke Liebe: Wer sich von Gott geliebt weiß und sich dessen bewusst wird, dass Gott uns täglich neu seine Liebe schenkt, muss mit ihr nicht sparsam umgehen in der Sorge, zu kurz zu kommen, sondern kann großzügig diese Liebe weitergeben an seine Mitmenschen und dadurch Menschen, Lebensgemeinschaften, ja sogar die Welt entscheidend verändern.
Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst: „Niemand ist da.“
Darum soll es bei uns gehen, im Konfirmandenunterricht, in unserer Gemeinde, in unserem Leben:
Dass unser Glaube uns gewiss macht, dass dies nicht stimmt: „Niemand ist da.“ Sondern dass immer einer für uns da ist, dass wir zumindest nie „gottverlassen“ sein werden.
Und dass uns unser Glaube immer aufs Neue daran erinnert, wie wichtig es ist, dass wir für andere da sind, die unserer Nähe und unserer Hilfe bedürfen. Damit auch sie nicht sagen müssen: „Niemand ist da.“
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft,
der halte unsren Verstand wach und unsre Hoffnung groß
und stärke
unsre Liebe.