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Meine Abschiedspredigt über Jesaja 43 Vers 1

Verabschiedungsgottesdienst Reminiscere 2016

Liebe Gemeinde!

Ein Bibelwort hat mich fast seit Beginn meiner Dienstzeit als Pfarrer all die Jahre hindurch intensiv begleitet, bestärkt, ermutigt, ermahnt und mir geholfen, mich zu orientieren. Deshalb habe ich mich entschieden, über dieses Bibelwort meine Abschiedspredigt von unserer Stadtkirchengemeinde, vom aktiven Pfarrdienst zu halten. Ein Bibelwort, zu dem ich vor Jahren einmal ein Lied geschrieben habe, das wir während dieser Predigt verteilt dann auch miteinander singen werden (siehe weiter unten!).

Dieses Bibelwort spricht jeden und jede von uns ganz unmittelbar und direkt mit „Du“ an und auch darin will ich ihm während meiner Predigt folgen.

So lesen wir beim Propheten Jesaja zu Beginn des 41. Kapitels:

So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.

Seit deiner Geburt gilt dir ganz persönlich dieser Zuspruch, egal, unter welchen Umständen du ihn jetzt gerade hören magst. Ein machtvoller, vollmächtiger Zuspruch, denn:

So spricht der Herr, der dich geschaffen hat.

Dieser Zuspruch hat Autorität, weil er von dem stammt, dem die gesamte Schöpfung ihre Existenz verdankt, und das heißt ja auch, dem wir unser Leben verdanken und der es darüber hinaus beständig in seiner Hand behält, auch wenn es uns immer wieder schwerfällt, dies zu verstehen oder unser Vertrauen darauf zu setzen.

Er ist der Herr, der Herr über dein Leben, und das ist so, ob dir das nun so passt oder nicht.

Und was hat er uns zu sagen?

Lied singen: nur 2x den Refrain

Fürchte dich nicht!

Wie gut tut es uns, das zu hören: Fürchte dich nicht! Weil es so unendlich Vieles gibt, wovor wir uns angesichts der Realität, die wir privat wie auch öffentlich bis hin weltweit erleben, fürchten.

Nur genügt da tatsächlich dieser göttliche Zuspruch „Fürchte dich nicht!“? An der Tatsache, dass alle diese Erfahrungen, die dir Angst machen, zu deinem Leben gehören, ändert Gottes Zuspruch ja letztlich nichts.

Aber er ändert etwas an der Art und Weise, wie du mit deinen Ängsten umgehst: Ob du bereit bist, dich ihnen zu stellen, mit ihnen zu ringen, oder ob du vor ihnen fliehst, sie verdrängst, dir von ihnen alle Freude nehmen, dein Leben zerstören lässt.

Es geht darum, ob dein Glaube dir die Kraft, die Zuversicht gibt zu sagen: Ich weiß genau, Gott ist mein Licht, das jede meiner Finsternisse zu erhellen vermag; ich vertraue darauf, dass er seine Hand nicht von mir abtut, auch und gerade dann nicht, wenn ich nicht mehr weiterweiß, wenn ich meine Ohnmacht erfahre. Seine Liebe zu mir und nicht meine Ängste haben das letzte Wort in meinem Leben.

Oder wie der Herrnhuter Pfarrer Arno Pötzsch 1941 diese Glaubenserfahrung in seinem Lied zeugnishaft verdichtet hat: „Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand.“

Lied singen: 2xRefrain, dann Strophe 1

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst.

Gott selbst und Gott alleine macht uns frei von all dem, was uns von ihm trennen könnte. Weil uns seine Zusage gilt: Nichts kann dich von meiner Liebe trennen.

Und genau das ist es, was wir nur glaubend, das heißt, ihm und seiner Liebe vertrauend annehmen können. Das war Jesu Botschaft: Der Liebe Gottes, seiner Güte zu vertrauen und diese Liebe und Güte an seine gesamte Schöpfung weiterzugeben. „Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Das ist der Weg Jesu. Sich an Gott festhalten bedeutet konkret, seinem Sohn nachzufolgen, Jesu Weg der Liebe zu gehen.

Wohlgemerkt, es geht in unserem Leben nicht darum, uns selbst zu erlösen oder gar erlösen zu müssen, sondern als bereits Erlöste zu leben. Deshalb: Ihr seid Befreite! Nun lebt auch so, und lasst euch nicht knechten oder unterdrücken von Dingen oder gar von Menschen, denen es doch nur darum geht, Macht und Einfluss über euch zu gewinnen, um euch dann beherrschen zu können. Als solche, die wir unter der Herrschaft eines uns befreienden Gottes stehen, sind wir auch befreit von allen anderen Herrschaftsansprüchen über uns.

Lied singen: 2xRefrain, dann Strophe 2

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich bei deinem Namen gerufen.

Für Gott bist Du keine Nummer. Für ihn hast Du einen Namen. Das will heißen: Gott hat eine persönliche Beziehung zu Dir, deshalb kannst auch Du eine persönliche Beziehung zu ihm haben. Er kennt Dich beim Namen. So eng ist sein Verhältnis zu Dir! Eigentlich unfassbar: So wichtig bin ich kleiner Mensch dem großen Gott. Wisst Ihr: Dieses Bewusstsein nimmt Furcht und ist zugleich Stärkung des Selbstwertgefühles. Bei Gott hast Du einen Namen, der unvergänglich ist. Der sich nicht danach richtet, was Du weißt oder kannst oder bist, sondern allein danach, dass du bist.

Gott ruft uns beim Namen, aber er lässt uns die Freiheit, seinem Ruf zu folgen oder eben auch nicht. Das bleibt unsere Entscheidung.

Das Außergewöhnliche an seinem Zuspruch ist jedoch: Auch dem, der seinem Ruf nicht folgt, gilt weiterhin Gottes Liebe.

Lied singen: 2xRefrain, dann Strophe 3

Fürchte dich nicht, denn du bist mein.

Als sein Geschöpf bist und bleibst du Gottes Eigentum. Du gehörst nicht dir selbst, so nach dem Motto: Ich kann mit meinem Leben machen, was ich will. Vielmehr ist dir dein Leben von Gott anvertraut, damit du sorgsam, liebe- und verantwortungsvoll mit ihm umgehst wie mit fremdem Eigentum, das dir anvertraut worden ist. Und vor allem: Du gehörst auch niemandem sonst.

In dieser Zusage steckt zugleich Sicherheit und Schutz!

Fürchte dich nicht: Denn Gott wird sein Eigentum schützen. Und er wird auch nicht zulassen, dass du bei all deinen Irrungen und Wirrungen verloren gehst. Er wird dich nie alleine lassen!

So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.

Wo wir nicht nachlassen, darauf zu vertrauen, dass Gott uns erlöst und bei unserem Namen gerufen hat, darauf vertrauen, dass wir sein Eigentum sind und bleiben, da bekommen unsere Ängste ein anderes Gesicht, da verlieren sie für uns ihre End-Gültigkeit, da scheint durch ihn ein Licht in jede Dunkelheit, vielleicht nur ein ganz kleines, aber auch das genügt, um unserer jeweiligen Dunkelheit ihre Schrecken zu nehmen und neue Hoffnung in uns aufkeimen zu lassen – heute und jeden neuen Tag.

AMEN

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