Matthäus 5,13-16
Christus spricht: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
„Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!“
Das behauptet Jesus von uns. Für so wichtig hält er uns!
Er sagt nicht, wie wir dies vielleicht eher erwarten würden:
Ihr seid Sünder – oder Versager – oder Sonntagschristen – oder so nach dem Motto „Oh Ihr Kleingläubigen“.
Er sagt auch nicht: Ihr sollt Salz der Erde und Licht der Welt sein. Das erwarte ich von Euch.
Sondern er sagt ganz einfach:
„Ihr seid es! Ihr seid das Salz der Erde!
Ihr seid das Licht der Welt!“
Nichtwahr, so würden wir ganz bestimmt nie von uns selbst reden, geschweige denn denken.
Und ein leiser Zweifel kommt bei uns auf: Ist diese Feststellung Jesu nicht doch nur für seine Jünger bestimmt?
Ist sie für uns nicht eher ein paar Nummern zu groß?!
Salz der Erde – Licht der Welt – wie sollen wir für die Welt von Bedeutung sein, wenn wir kaum als Gemeinde hier vor Ort Wirkung erzeugen?!
„Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!“
Wohlgemerkt, dies ist keine Selbstcharakterisierung von uns ChristInnen. So spricht Jesus von uns. Er traut uns das durchaus auch zu. Denn, so seine Botschaft weiter:
Mit dem, was ihr beizutragen habt, braucht euch die Welt, brauchen Euch Eure Mitmenschen, braucht Euch Gottes Schöpfung.
Das ist die gute Nachricht Jesu für uns. Vielleicht wichtiger denn je in einer Zeit, in der wir von allen Seiten zu hören bekommen, wie bedeutungslos die Kirche mit ihrer Botschaft für unsere Gesellschaft geworden sei.
Die Gefahr ist groß, dass wir dies zunehmend selbst glauben. Mehr und mehr sind wir zu einer Kirche ohne Selbstbewusstsein und damit auch ohne Sendungsbewusstsein geworden.
Jesus hingegen macht uns Mut, gibt uns neues Selbstvertrauen:
„Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!“
Ihr werdet in dieser Welt nötigst gebraucht. Und: Ihr habt für sie Entscheidendes beizutragen. Traut Euch doch etwas zu und versteckt Euch nicht! Oder mit den Worten von EG 249 „Verzage nicht, du Häuflein klein!“
Salz wirkt auch in kleinen Dosen. Die Geschichte hat uns gelehrt: Ein paar engagierte ChristInnen genügen, um ihre Umgebung und um so ein kleines Stück unserer Erde zu verändern: Die Zwölfe in Galiläa, der Missionar Paulus, wir hier in diesem Gottesdienst – uns allen gilt die Verheißung Jesu: Ihr könnt so wirken, wie Salz wirkt.
Das heißt: Wir sollten nicht so gering denken oder reden von den kleinen Zahlen, also von dem bisschen Christentum in Deutschland, von den wenigen JüngerInnen Jesu bei uns hier, von den wie einzelne Salzkörner in den Schulen, Familien und Betrieben zerstreuten ChristInnen unserer Tage. Sie haben Jesu Verheißung für sich und können dort, wo sie sind, wie Salz wirken, wenn sie sich nur etwas zutrauen, wenn sie ihren Glauben leben und ihn nicht verleugnen.
Und wir sollten weiter nicht zu gering denken von dem, was ChristInnen in das Leben anderer Menschen legen:
Eltern, die ihre Kinder taufen lassen und ihnen beten lehren oder ihnen vorleben, was es bedeutet; nach Gottes Willen und Verheißung zu leben; oder was es bedeutet, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen; oder Menschen, die durch den Glauben frei werden von sich selbst für andere, um ihnen zu helfen, sie zu begleiten, ihnen Freude bereiten. Wenn wir erst einmal darüber nachzudenken beginnen, werden wir immer mehr Bespiele christlichen Zeugnisses durch Menschen in unserer Welt finden.
Diese Menschen sind wie Salzkörner, die ihr Umfeld verändern, wie Samen der Hoffnung für die Welt.
Unterschätzen wir also nicht, was wir als ChristInnen alles einzubringen haben, was die Welt aus sich heraus nicht hat!
Deshalb können und dürfen wir uns nicht heraushalten aus dem, was in der Welt passiert.
Zugleich besteht jedoch damit auch die Gefahr, dass der Kontakt mit der Welt unsere christlichen Werte bedroht: Kompromisse zwischen dem, was Gott von uns fordert, und dem, was die Welt von uns will.
Immer wieder gab es Menschen, die daraus ihre Konsequenzen zogen und sich um des Glaubens willen aus der Welt zurückzogen.
Aber dazu ist das Salz nicht da. Dann wird es wertlos. Wir sind ein Teil dieser Welt, und weil wir das sind, liegt es auch in unserer Macht, diese Welt gottgemäßer zu gestalten.
Eng dazu passt das zweite Bild Jesu:
Ihr seid das Licht der Welt!
Welchen Sinn hätte es, ein Licht unter einen Scheffel zu stellen. Licht ist dazu da, um zu leuchten und hell zu machen.
Darin besteht unsere Gabe und Aufgabe als ChristInnen.
Dabei ist es ganz wichtig, sich eines immer wieder in Erinnerung zu rufen:
Auch wenn wir vielleicht nur ein kleines Licht sind, was unseren Glauben oder unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten anbelangt, selbst das kleinste Licht vermag es, die Dunkelheit zu verscheuchen.
Wir können es bei anderen hell werden lassen in ihrem Leben, wenn wir für sie da sind, ihnen zuhören, wenn wir uns für sie Zeit nehmen, wenn wir ihnen helfen, sich zu orientieren in unserer oft so verwirrenden Welt; wenn wir ihnen Wärme geben, Nähe und Hoffnung, was wir gerade deshalb können, weil wir selbst uns getragen fühlen von der Wärme und der Hilfe dessen, der nicht gebunden ist an die Realitäten unserer Welt, dessen Macht nicht von dieser Welt ist.
„Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!“
Eigentlich großartig, dass Jesus uns das zutraut, die wir uns oft als schwach und ohnmächtig erleben. Und doch: Seine Verheißung gilt uns allen, auch denen unter uns, die sich gerade vielleicht in sich drinnen unglücklich, ängstlich oder mutlos fühlen. Denkt daran: Ihr habt durch Euren Glauben etwas Besonderes, etwas, worauf andere angewiesen sind und worauf sie warten; und Ihr könnt es ihnen geben.
Deshalb, liebe MitchristInnen: Traut Euch doch mehr zu. Ihr könnt das ruhig, weil Jesus selbst Euch mehr zutraut.
Lasst es uns miteinander immer wieder versuchen, Salz der Erde und Licht der Welt sein! Und Ihr werdet sehen: Wir werden es schaffen, die Welt verändern, vielleicht nur ein kleines Stück Welt, aber dies wird für das Ganze nicht ohne Wirkung bleiben. Darum vertraut dem, der Euch das alles zutraut!