- MUSIKALISCHE EINSTIMMUNG
- MEDITATION zum ANKOMMEN
Eingeladen zu sein dazu, Gottes heilsame Nähe zu spüren, heißt:
Ich darf die Kirchentüre zumachen hinter mir,
und draußen lassen all den Lärm meines Alltags.
All die Unruhe, die mich umgibt,
darf von mir abfallen.
Wenn ich die Augen schließe, fühle ich die Stille,
die mich umgibt wie ein Schutzmantel.
Bergende Ruhe an einem Ort,
an dem ich willkommen bin.
Ich darf die Kirchentüre zumachen hinter mir
und mitbringen all das, was mich gerade bewegt:
meine Gefühle und meine Gedanken,
Erfahrungen von Freude und Enttäuschung;
meine Ängste und Hoffnungen.
Ich muß nichts draußen lassen, was mir wichtig ist,
auch nicht das Störende,
denn es ist ein Teil von mir.
Ja, hier darf ich ganz „ich“ sein.
Weil Gottes sich meiner erbarmt
und mich lieb hat,
obwohl ich so bin, wie ich bin.
Gott,
hier bin ich.
Ganz hier, mit meinem Körper,
mit meinem Denken und Fühlen.
Laß mich und all die anderen, die mich jetzt umgeben,
laß uns miteinander die wohltuende Gegenwart deines Erbarmens spüren.
Sei jetzt ganz nahe bei uns,
damit wir ganz nahe bei dir sein können.
- Taizé: 59 „Ostende nobis Domine„
- MEDITATION zum KOMMEN GOTTES
Eingeladen zu sein dazu, Gottes heilsame Nähe zu spüren, heißt:
Ich darf die Kirchentüre zumachen hinter mir
zum Zeichen dafür,
daß mich Gottes Nähe umgibt wie ein Raum,
lückenlos und doch zugleich grenzenlos,
geschlossen nach innen und offen nach außen.
Maranatha – ja komm, Gott!
Ich will mich dir öffnen,
will mich verlassen,
will aufhören damit, ständig um mich selbst zu kreisen;
will mich verlassen, um auf dich zuzugehen,
will die Erfahrung deiner Nähe bei mir zulassen,
will mich verlassen auf dich;
will mit einstimmen
in das dankbare Gotteslob meiner Väter und Mütter,
will dich loben und preisen
wie sie:
- Taizé: 5 „Bless the Lord, my soul“
- VOTUM – GRUSS
- GEBET
Gott, ich möchte beten,
ich möchte heraustreten aus meinem Versteck, –
und hintreten, vor Dich.
Meist spielt sich mein Leben im Halbdunkel ab;
mein Alltag kennt weder helles Licht, noch tiefe Schatten.
Im grauen Schimmer fließt meine Zeit dahin.
Hole Du mich da heraus!
Lehre mich, mein Leben neu zu sehen;
nicht als grauen Alltag, sondern als kostbaren Augenblick.
Gott, ich möchte beten.
Und auch Du trittst mir entgegen,
trittst heraus aus Deinem Geheimnis.
Du kommst mir entgegen in Jesus,
in seinem Wort, in seinem Weg, in seinem Leiden, seiner Not.
Gott, ich möchte beten, und spüre, wie ganz anders Du bist.
Ich suche Dich im Glanz der Sterne,
in den unauslotbaren Dimensionen des Alls,
in den Geheimnissen des Atomkerns.
Doch Du schaust mich an mit den Augen eines leidenden Menschen,
sprichst mich an mit dem Schrei des Gepeinigten.
Dein Wort ist nicht Musik,
sondern das Seufzen menschlicher Not.
Gott, ich möchte beten,
und weiß nicht, was auf mich zukommt.
Nimm Du mein Beten in Deine Hand.
Amen.
- LESUNG aus Markus 11
Als sie nach Jerusalem zum Tempel kamen, vertrieb Jesus die Verkäufer und Käufer aus dem Tempel. Die Tische der Wechsler und die Stände der Taubenverkäufer stieß er um. Er ließ niemanden Töpfe durch den Tempel tragen. Und er erklärte: » In der Schrift steht: >Mein Haus wird ein Gebetshaus für alle Völker sein.< Ihr jedoch benutzt es nur, um euren schäbigen Profit zu machen. « Das hörten die Hohenpriester und die Schriftkundigen, und sie suchten nach einer Möglichkeit, Jesus aus dem Wege zu räumen. Sie hatten Angst vor ihm, denn schließlich war das ganze Volk hingerissen von seiner Botschaft.
- MUSIK
MEDITATION
„Denn schließlich war das ganze Volk hingerissen
von seiner Botschaft.“
Welch eine Bedrohung für das fromme Establishment!
Die Tempelreinigung – endlich ist er wieder sauber!
„Mein Haus wird ein Gebetshaus für alle Völker sein.
Ihr jedoch benutzt es nur,
um euren schäbigen Profit zu machen.“
Ein Radikaler räumt auf –
geht der Sache auf den Grund –
packt das Übel bei der Wurzel –
und reißt sie aus.
Wenn der Glaube zum Geschäft verkommt –
So, als ob wir mit Gott Handel treiben könnten!
Wie ich dir, Gott, so du mir, Gott.
Habe ich dir nicht oft genug geopfert, Gott?
Oft genug zu dir gebetet,
für dich gefastet,
für Arme gespendet?
„Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher
oder auch wie dieser Zöllner.“
Gottvertrauen ist kein Produkt der Zahlungsmoral.
Die Tempelreinigung muss in den Köpfen beginnen.
Und in den Herzen.
Sonst ist kein Platz da für den Glauben,
für das Vertrauen in die Güte Gottes.
Ein Radikaler räumt auf,
bedroht die scheinbar Sicheren in ihrem Sicherheitsbedürfnis,
wird für sie zum Sicherheitsrisiko.
„Und sie suchten nach einer Möglichkeit,
Jesus aus dem Weg zu räumen.“
Seine Passion war die logische Konsequenz.
Entweder wir oder er, dachten sie.
Dabei ging es ihm bei allem nur um ihr Leben,
um ihre Zukunft, um ihren Glauben.
Um so bleiben zu können, wie sie waren,
mussten sie ihn ablehnen, zerstören, töten.
Um diese Konsequenz hat Jesus gewusst!
Deshalb hat er bis in seinen Tod hinein
gegen sie angehofft und angebetet,
weil er nicht wollte,
dass sie so bleiben mussten, wie sie waren.
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Nicht ohne Erfolg.
„Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen.“
Bekannte der römische Hauptmann unter dem Kreuz.
Und seither viele, viele Menschen.
Sein Leiden war nicht umsonst,
sondern hat die Welt verändert.
Ursache dafür war seine Passion –
sein leidenschaftlicher Glaube, der ihm half,
sein Ziel mit jeder Faser seines Körpers,
mit all seinen Sinnen zu verfolgen.
Ihm sollen wir folgen.
Seine Passion soll uns Vorbild sein,
nicht so sehr sein Leiden,
als vielmehr seine Leidenschaft des Glaubens.
Als Menschen, die leidenschaftlich für ihren Glauben eintreten.
Die nicht zu allem ja und Amen sagen.
Die mit allen ihren Sinnen sich hineinbegeben
in den Freiraum der Gottesliebe und des Gottvertrauens.
Denen man abspürt, was sie erfüllt,
weil sie es nicht verborgen halten können –
und wollen.
Menschen, deren Leidenschaft des Glaubens
das Leben ihrer Mitmenschen mit Licht erfüllt
und mit Ermutigung,
und mit Hoffnung,
selbst dann,
wenn ihnen die Leidenschaft des Glaubens Leiden schafft,
selbst dann, wenn sie sich im Vertrauen auf Gott
für mehr Frieden und Gerechtigkeit für alle
und für die Bewahrung der Schöpfung Gottes einsetzen.
Die Leiden schafft, weil Menschen,
die an andere denken, eine Bedrohung sind,
eine Bedrohung für diejenigen,
die nur an sich selbst denken,
die sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen wollen.
Unser Glaube braucht unsere Leidenschaft.
Dann werden ihm ungeahnte Türen offen stehen.
- Taizé 56 „Bleib mit Deiner Gnade bei uns“
- HINFÜHRUNG zur SALBUNG
Gottes heilsame Nähe nicht nur mit Worten, sondern auch zeichenhaft und spürbar zugesprochen zu bekommen, ist der Sinn der Salbung mit Öl, einer Handlung, die ihre Wurzeln in der biblischen Botschaft hat.
„Du salbest mein Haupt mit Öl,“ bekennt der Beter des 23. Psalmes. Die wohltuende Bedeutung des Öles wird so zum Symbol für die wohltuende Nähe Gottes.
Dies zu erfahren ist jedoch nur möglich, wenn wir dazu bereit sind, uns ihm öffnen, ihn an uns heranlassen und zuzulassen, dass er uns gibt, dass er uns erfüllt mit dem, wonach uns verlangt.
In aller Freiheit sind Sie nun dazu eingeladen, sich segnen und salben zu lassen.
Begeben Sie sich dazu in aller Ruhe und ohne eine zu lange Wartereihe zu bilden zu dem Stuhl im Hintergrund, während wir miteinander die dazu vorgesehenen Lieder aus Taizé singen, so lange, bis alle, die gesalbt werden wollen, die Salbung empfangen haben.
Lasst uns ansonsten diese Zeit als Geschenk der inneren Einkehr, der Besinnung und der Anbetung erfahren.
Gott, deine Nähe laß uns jetzt bewußt erleben,
deine Nähe, mit der du uns annimmst und umgibst,
deine wohltuende Nähe, durch die du uns stärkst und Mut machst dazu, unser Leben hoffnungsvoll zu gestalten.
Nichts soll uns beunruhigen, nichts ängstigen;
wem du nahe bist, dem fehlt nichts. Du allein genügst, um unserem Leben Halt, Sinn und Ziel zu geben.
- Taizé: Nada te turbe / Ubi caritas / Laudate dominum
währenddessen: SALBUNG
- GEBET mit PSALM 63 Spangenberg
Gott ,
du bist mein lieber Gott,
lass dich von mir finden,
meine Seele streckt sich nach dir aus,
alles, was ich bin, braucht dich,
wie man in der Einöde ein Licht sucht
oder in der Trockenzeit einen Brunnen gräbt.
Ich sitze mit gefalteten Händen,
fühle mich dir sehr nahe
und gäbe was drum, wenn ich dich erkennen könnte,
wie du bist, wie du strahlst und wie du wirkst.
Deine Herzlichkeit ist mehr wert, als was das Leben sonst bietet.
Ich möchte den Himmel anfassen, er ist zum Greifen nahe,
und mit meinen Händen möchte ich begreifen, wie groß du bist.
In meinem Innersten ist so viel dankbare Freude, dass ich gar nicht anders kann,
als jeden Tag zu singen.
Kurz vor dem Einschlafen wandern meine Gedanken zu dir.
Ich nehme mir viel Zeit, um über dich nachzudenken.
Du bist in meiner Nähe, und ich werde ruhig.
Du hältst deine Hand über mir, und ich kann lachen.
Ich hänge an dir mit allen Fasern meines Lebens.
Diese Gewissheit trägt mich.
Nichts und niemand kann mir etwas anhaben.
aus: Spangenberg, Peter „Höre meine Stimme“ Agentur des Rauhen Hauses Hamburg 1995 S. 77
- VATERUNSER
- Taizé: 54 „Dona la pace“
- SEGEN
- POSTLUDIUM
Das Titelfoto zu diesem Artikel ist ein Auschnitt aus einem Bild des Emmendinger Künstlers Patrick Groß mit dem Titel „Christusprinzip“, geschaffen im Janr 2003 im Rahmen einer Serie von in ähnlicher Weise gemalten Bildern, die er später, als die Stadt ihn zwang, seine Wohnwagenunterkunft An der Elz zu verlassen, allesamt verbrannt hat. Dieses Bild blieb vor diesem Schicksal bewahrt, weil er es mir einige Zeit zuvor geschenkt hatte.
In memoriam Patrick Groß