„Sorget nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?“
Klingt ja ganz gut, was Jesus da sagt; aber ist dies nicht doch ein wenig zu weltfremd?
Wo kämen wir denn hin, wenn wir nach dieser Anweisung leben würden?
Hätten wir dann tatsächlich noch genügend zu essen und zu trinken?
Wir können doch nicht wie die Vögel unter dem Himmel leben, die nichts säen und auch nichts ernten und trotzdem überleben können, weil ihnen die Erde genügend Nahrung bietet – meistens!
Wir danken ja auch immer wieder für die Ernte, also dafür, dass Gott hat wachsen und gedeihen lassen, was wir zum Leben brauchen. Aber nichtwahr, wir Menschen haben doch auch das Unsere dazu beigetragen. Ohne die mühevolle Arbeit des Pflügens, Säens, Pflegens und Erntens könnten wir ja gar nicht nicht überleben.
„Sorgt nicht um euer Leben.“
Wo kämen wir denn hin – ohne Kranken- oder Rentenversicherung, ohne die staatlichen oder privaten Vorkehrungen für Krankheit, Arbeitslosigkeit, Alter?
„Sorget nicht um euer Leben.“
Wohlgemerkt, Jesus sagt nicht: „Sorgt nicht für euer Leben.“ Schon bei der Schöpfung erhielten die Menschen von Gott den Auftrag, die Erde zu bebauen und zu bewahren, wobei uns Letzteres, das Bewahren, offensichtlich zunehmend Schwierigkeiten bereitet.
„Sorget nicht um euer Leben.“
Oder ein wenig anders formuliert: „Macht euch keine Sorgen um euer Leben.“
Gerade diese Sorgen sind es, die uns das Leben oft so unendlich schwer machen.
Nur: „Mach dir keine Sorgen.“ Das ist leicht gesagt. Aber damit sind ja die Sorgen nicht auf einmal weg.
Sorgen lassen sich nicht mit Argumenten wegdiskutieren.
Natürlich hat Jesus Recht, wenn er uns darauf hinweist, dass wir trotz aller Sorgen unser Leben um keinen Tag verlängern können, im Gegenteil; dass Sorgen uns vielmehr eher lähmen als uns in Bewegung setzen.
Aber Jesus sagt nicht nur einfach: „Mach dir keine Sorgen.“ Er bietet uns sein „Antisorgenprogramm“ an:
„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“
Das spricht Jesus recht besehen von der Bedeutung des Glaubens für unser Leben.
Und entlarvt damit zugleich den Ursprung unserer Sorgen.
Da geht es um Selbstvertrauen oder um Gottvertrauen, oder besser: Um die Frage, worin mein Selbstvertrauen sich gründet: allein in mir selbst, oder im Vertrauen auf Gott.
Und Jesus bringt es auf einen ganz einfachen Nenner:
Selbstvertrauen ohne Gottvertrauen führt zur Sorge.
Wer nur auf sich selbst vertrauen muß, den muß ja immer auch die Frage quälen: Was passiert, wenn ich es einmal nicht mehr schaffe? Wenn sich meine Sicherheiten als zu schwach, als letztlich vollkommen unsicher erweisen?
Anders im Glauben:
Getragen durch Gottvertrauen erwächst uns Gelassenheit durch die Gewissheit: „Ich bin und bleibe in in Gottes Hand!“ Eine Gewissheit, aus der unser Selbstvertrauen seine Kraft schöpft.
Ich denke da an das Kinder-Mut-Mach-Lied (EG BEL 655), wo es in der letzten Strophe heißt:
„Gott sagt zu dir: Ich hab dich lieb und wär so gern dein Freund; und das, was du allein nicht schaffst, das schaffen wir vereint.“
Es geht nicht darum, dass wir nur glauben müssten, und dann läuft alles wie von selbst.
Aber wer sich von Gott gehalten weiß, wer darum weiß, dass er nicht nur auf sich alleine angewiesen ist, der kann anders umgehen mit seinem Leben und mit seiner Lebensplanung, auch und gerade in den Krisenzeiten des Lebens.
Abgesehen davon: Gerade in diesen Situationen wird uns auf einmal wieder so richtig bewusst, dass Leben tatsächlich mehr ist als nur essen und trinken und arbeiten.
Das haben so manche von uns in ihrer persönlichen Lebensgeschichte schmerzlich erfahren müssen, dass das scheinbar Wichtige in ihrem Leben auf einmal ganz unwichtig wird, wo es nur noch um das Über-Leben geht.
Zugleich wird in solchen Erfahrungen aber auch wieder neu bewusst, dass das Leben nicht Besitz, sondern immer Geschenk ist.
Wir können für es sorgen – und das sollen wir auch, aber immer in dem Bewusstsein, dass die Sorge um unser Leben, um unsere Zukunft in der Hand eines anderen ist, der uns lieb hat und will, dass unser Leben gelingt.
Deshalb: Sorget für, aber nicht um euer Leben. Es ist nicht in eurer Hand.
Wo kämen wir denn hin, wenn wir nach dieser Anweisung Jesu leben würden?
So haben wir anfangs gefragt.
Ganz einfach: Wir kämen zu IHM, also dorthin, wo wir die uns bergende Gegenwart unseres Gottes erleben und ein Leben lang erfahren dürfen.
Was wollen wir mehr?!
Deshalb:
„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“
Wer Gott die Sorge um sein Leben nicht aus der Hand nimmt, muss sich bis in die Ewigkeit hinein keine Sorgen mehr um sein Leben machen.
Matthäus 6 Vers 25-33
25 Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?
26 Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?a
27 Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt?
28 Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.
29 Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.
30 Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?
31 Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden?
32 Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft.
33 Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.