“Ten piedad de nosotros!” – „Erbarme dich unser!“
Mit dieser inbrünstigen Bitte beginnt die „Misa Criolla“, mit dieser Bitte um Gottes Erbarmen. Und sie endet auf ergreifende Weise mit einer weiteren Bitte:
„Danos la paz!“ – „Gib uns Frieden!”
Durch diese beiden Bitten werden wir unwillkürlich auch erinnert an die erbärmlichen Zustände, in denen große Bevölkerungsgruppen in den Ländern Lateinamerikas leben müssen – und an unendlich vielen Orten sonst wo auf unserer Welt. Eine wunderschöne Musik zu einer leidvollen Wirklichkeit.
Und aus derselben leidvollen Wirklichkeit heraus dann die ermutigende Feststellung:
„Tenemos esperanza“ – „Wir haben Hoffnung.“
TENEMOS ESPERANZA
- Er wurde Teil der Welt, ihrer Geschichte;
er brach die Angst vor Todesnot und Schweigen;
er gab der Schöpfung wieder ihre Ehre;
er wurde Licht in unsern finstern Nächten.
Er kam zur Welt in einem dunklen Stalle;
er säte Liebe unter uns und Leben;
er machte weich die Herzen der Verstockten;
er hob die auf, die keinen Schritt mehr wagten.
Refrain:
Und deshalb werden wir trotz allem hoffen;
und deshalb kämpfen wir mit ganzem Herzen;
und deshalb sehen wir voller Vertrauen
auf das was kommt für uns und unsre Welt.
Und deshalb werden wir trotz allem hoffen;
und deshalb kämpfen wir mit ganzem Herzen;
und deshalb sehen wir voller Vertrauen
auf das, was kommt.
- Er klagte an, die unrecht sich bereichern;
entlarvte offen Heuchelei und Bosheit;
gab neue Würde Kindern und den Frauen;
er hielt sich fern von stolzen Ignoranten;
er sprach von Liebe, selbst für seine Feinde;
hielt daran fest, trotz Folter und Verspottung,
er war bereit, dafür am Kreuz zu sterben,
sein Leben hinzugeben, statt zu hassen.
Refrain:
Und deshalb werden wir trotz allem hoffen;
und deshalb kämpfen wir mit ganzem Herzen;
und deshalb sehen wir voller Vertrauen
auf das was kommt für uns und unsre Welt.
Und deshalb werden wir trotz allem hoffen;
und deshalb kämpfen wir mit ganzem Herzen;
und deshalb sehen wir voller Vertrauen
auf das, was kommt.
- An einem Morgen ließ die Welt Gott sehen,
wie er besiegte Tod, Verzweiflung, Lügen.
Nichts kann den Lauf seiner Geschichte hindern
und nichts das Kommen seines ew’gen Reiches!
Refrain:
Und deshalb werden wir trotz allem hoffen;
und deshalb kämpfen wir mit ganzem Herzen;
und deshalb sehen wir voller Vertrauen
auf das was kommt für uns und unsre Welt.
Und deshalb werden wir trotz allem hoffen;
und deshalb kämpfen wir mit ganzem Herzen;
und deshalb sehen wir voller Vertrauen
auf das, was kommt.
Dieses Lied stammt aus demselben Kontext, in dem aufgrund sozialer und ökonomischer Missstände unendlich viel Leid und Hoffnungslosigkeit herrscht. Und trotzdem, so lesen wir, haben Menschen dort die Kraft, den Mut und die Zuversicht, gegen alle Hoffnungslosigkeit anzuhoffen.
Und deshalb werden wir trotz allem hoffen;
und deshalb kämpfen wir mit ganzem Herzen;
und deshalb sehen wir voller Vertrauen
auf das, was kommt für uns und unsre Welt.
Sie ignorieren nicht die Wirklichkeit, in der sie leben, aber sie finden sich auch nicht mit ihr ab. Sie haben trotz allem, was dagegen spricht, Hoffnung. Und deshalb geben sie nicht auf. Sondern kämpfen dagegen an, nicht halbherzig, sondern mit ganzem Herzen und voller Vertrauen auf die Zukunft.
Woher haben sie diese unbändige Hoffnung, die sie dort aufrechterhält, wo andere schon längst resigniert haben?
Aus ihrem Glauben, dem Glauben an Gott, den Allmächtigen, dem alles, was ist, sein Dasein verdankt. Und dem Vertrauen darauf, dass Gott sie nicht verlässt.
Weil er nicht ein Gott auf Distanz ist, sondern selbst Teil unserer Welt, unserer Geschichte geworden ist.
Und weil niemand die Macht hat, den Lauf seiner Geschichte zu hindern und auch nicht das Kommen seines ewigen Reiches.
Wie wurde Gott Teil unserer Welt, unserer Geschichte?
Er kam zur Welt in einem dunklen Stalle.
In Jesus von Nazaret.
In ihm hat sich Gott zu uns herabgelassen, auf unser Niveau.
Deshalb ist Jesus so wichtig für uns und für unseren Glauben.
Weil er uns die Liebe Gottes verkündigt, noch mehr, weil er sie gelebt hat; weil er in Wort und Tat erkennbar gemacht hat, was Gott uns an Liebe täglich neu schenkt und was er an Liebe von uns erwartet.
Wir wissen: Damit hat sich Jesus damals nicht nur Freunde gemacht. Weil er die Frommen und die Mächtigen kritisiert und zu Recht gewiesen hat. Weil er klar Position bezogen hat gegen Ungerechtigkeit und Falschheit. Weil er sich der Armen und Randgruppen angenommen hat. Weil er Kranke von ihrer Krankheit und Menschen von ihrer Beziehungslosigkeit geheilt hat. Weil er Verstockte nicht verstockt sein ließ, so wie es die Gesellschaft oft am liebsten tut, sondern weil er durch seine liebevolle Zuwendung ihre Herzen weich gemacht hat.
Weil er denen, die sich nichts mehr zutrauten, neues Selbstvertrauen gab. Und weil er nicht zuließ, dass Menschen, aus welchen Gründen auch immer, von anderen Menschen diskriminiert wurden.
Jesus ging seinen Weg nicht halbherzig, sondern konsequent und unter Einsatz seines Lebens bis in die letzte Konsequenz des Kreuzes hinein. Mit seiner Auferstehung hat Gott die wirklichen Machtverhältnisse deutlich gemacht: Mächtig sind nicht die, die sich das Recht herausnehmen, Leben zu nehmen oder gar für ihre Interessen zu opfern, sondern allein er, der Leben gibt und Leben zu erhalten vermag, sogar durch den Tod hindurch.
Es ist großartig, wie dieses Lied aus Lateinamerika in kurzer und geraffter Form die zentralen Inhalte unseres christlichen Glaubens zusammenfasst und uns zugleich als Grund christlicher Hoffnung bezeugt.
Ein Glaubensbekenntnis – für das Leben und gegen alle Hoffnungslosigkeit, für uns und für alle Welt. Die Botschaft der Liebe Gottes, die uns dazu befreit, sogar unsere Feinde liebevoll anzublicken. Das Licht der Hoffnung, mit dem Gott durch uns seine Welt verwandeln will.
Und deshalb werden wir trotz allem hoffen;
und deshalb kämpfen wir mit ganzem Herzen;
und deshalb sehen wir voller Vertrauen
auf das, was kommt für uns und unsre Welt.
Die Noten zu diesem Lied und der spanischen Originaltext, den ich ins Deutsche übertragen habe, sind zu finden unter der Rubrik „Lieder“ auf dieser Homepage.