GEBET
Mein Blick ist gesenkt.
Ich habe Angst.
Angst,
die sich wie ein schwarzgrauer, schwerer Mantel um mich legt,
der mich niederdrückt,
der mir das Atmen und das Nach-Vorne-Gehen schwer macht
Manchmal ist diese Angst da:
dunkel mich umwabernd,
unkonkret,
einfach nur da,
ohne sich auf jemanden oder etwas zu beziehen.
Aber da sind auch konkrete Ängste:
Angst um das Wohl von Leib und Seele meiner Liebsten,
Angst vor möglichem Krieg,
Angst vor unsicherer Arbeitsplatzsituation.
Wenn die Angst sich so um mich legt
und mich lähmt –
woher kommt mir Hilfe?
Ach Gott!
Mein Blick ist gesenkt.
Ich fühle mich schuldig.
Was hätte nicht alles anders laufen müssen
in meinem Leben.
Mein Gewissen kommt nicht zur Ruhe.
Es ist mir zur Last geworden.
Es lässt mich nicht los.
Verstrickt in Schuld.
Ich schäme mich.
Mein Blick ist gesenkt,
weil ich es nicht wage,
anderen in die Augen zu schauen.
Weil ich mich fürchte davor,
in ihnen Verachtung zu erkennen,
diesen besserwisserischen Blick,
der mich kraftlos macht.
Woher kommt mir Hilfe?
Mein Blick ist gesenkt,
meine Schultern nach vorne gesunken
kraftlos mein Gang, mein Herz schwer.
Der Berg meiner Sorgen ist ins Unermessliche gewachsen
Er scheint unüberwindbar
Mir fehlt der Mut zum ersten Schritt
Ich kann doch nichts bewirken
Ich bin viel zu schwach,
zu unbedeutend,
allein
So oft schon wurde ich enttäuscht.
Wozu überhaupt soll ich mich überwinden,
um zu kämpfen?
Ich werde ja doch nicht durchhalten
Es wird sich nichts ändern
Alles hat sich gegen mich gewendet
Es ist hoffnungslos
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt von dir,
der du Himmel und Erde geschaffen hast.
Auch mein kleines Leben,
das aus deinen Händen kommt
und in deinen Händen bleibt,
allen meinen Ängsten zum Trotz.